Gefährliche Keime in Gewässern :Reserveantibiotika nicht in der Tiermast einsetzen

In vielen Gewässern Niedersachsens befinden sich gefährliche, multiresistente Keime. Damit steigt das Risiko, dass Antibiotika nicht mehr wirken können.

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Recherchen des NDR haben ergeben, dass sich in vielen Gewässern Niedersachsens gefährliche, multiresistente Keime befinden. Damit steigt das Risiko, dass Antibiotika nicht mehr wirken können. „Die Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast sieht keine Handlungsnotwendigkeit und das Umweltministerium will sich nur an gesetzliche Minimal-Standards bei Kläranlagen halten,“ sagt die grüne Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz (Leer/Borkum). „Statt die erfolgreiche Antibiotika-Minimierung der rot-grünen Zeit fortzusetzen, meint die Große Koalition nichts tun zu müssen. Das ist grob fahrlässig, denn: Das Risiko, dass Antibiotika bei Menschen nicht mehr wirken, steigt damit."

In den vergangenen fünf Jahren wurde der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin um  mehr als die Hälfte gesenkt. Das ist der Erfolg einer umfassenden Antibiotika-Strategie unter Rot-Grün und des grünen Ex-Landwirtschaftsministers Christian Meyer. Auch wenn der Antibiotikaeinsatz gesunken ist, wird jedoch gerade das wichtige Reserveantibiotikum Colistin weiterhin – besonders in der Geflügelmast – eingesetzt. „Es liegt doch auf der Hand, was zu tun ist: Reserveantibiotika in der Tierhaltung müssen vom Bund verboten werden! Außerdem brauchen wir systematische Untersuchungen auf antibiotikaresistente Keime in Gewässern,“ so Meta Janssen-Kucz.

Auch die Arbeit des Interministeriellen Arbeitskreises (IMAK) müsse vor dem Hintergrund der neuen Messungen konsequent weitergeführt werden und Gefährdungsabschätzungen für alle möglichen Wege der Kontamination intensiv geprüft werden. Auf der Grundlage könne dann auch geklärt werden, ob und wo spezielle Kläranlagen für Krankenhäuser oder Schlachthöfe hilfreich sind. „Das Wichtigste ist und bleibt allerdings die Vermeidung von Einträgen", sagt Janssen-Kucz.

Zum Hintergrund

Während die CDU in der letzten Legislaturperiode wiederholt darauf bestanden hat, dass in der Nutztierhaltung im Notfall auch für die Humanmedizin wichtige (Reserve-)Antibiotika erlaubt bleiben sollte, habe die Grünen hier schon lange auf die Gefahren hingewiesen, dass bald keine wirksamen Antibiotika mehr zur Behandlung von Krankheiten bleiben. Dass sich Resistenzgene eines der laut Weltgesundheitsorganisation WHO wichtigsten Reserveantibiotika nun in der Umwelt angereichert haben, kann man nicht ernst genug nehmen.

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