Meta beim Elternräteverband Niedersachsen:Grußwort bei Herbsttagung des Verband der Elternräte Niedersachsen

Es ist das Grußwort von Frau Vizepräsidentin Janssen-Kucz bei der Herbsttagung des Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsen e. V. dokumentiert. Frau Janssen.Kucz warf einen kritischen Blick auf bilungs- sowie mit diesen eng zusammenhängenden gesellschaftspolitische Herausforderungen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern,
sehr geehrter Herr Lothar Fiedler als 1. Vorsitzenden des Verbands der Elternräte der Nds. Gymnasien,
sehr geehrter Herr Wedrins, Stell. Referatsleiter des NDS. Kultusministeriums,
sehr geehrter Herr dr. Rabbit als Vertreter des Philologenverbands,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnetenaus dem Kultusausschuss,
sehr geehrter Herr Kleinwächter für die heutige Moderation,

schön, dass sie alle bei dem Schietwetter zusammen gekommen sind um sich gemeinsam zum Thema: Digitalisierung - sind wir schon drin? auf den neusten Stand zu bringen und auszutauschen.

Ich bedanke mich , dass ich heute hier als Vizepräsidentin des NDS. Landtages zu Ihnen sprechen darf und überbringe herzliche Grüße von Kultusministerin Julia Willie Hamburg, die leider an diesem Samstag schon langfristige Terminverpflichtungen hatte und somit verhindert ist.

- Anrede -

Die Fragen rund um den Stand und die Zukunft der Digitalisierung an Schulen beschäftigen uns alle immer wieder.

Digitalisierung - Digitalität ist Grundlage zukunftsfähiger Bildung. Ihre Kinder, unsere Schüler:innen, wachsen in einer immer weiter voranschreitenden digitalisierten Welt auf. Das gilt auch für Schulen.

Um auf ein Leben in dieser Welt vorbereitet zu sein, ist es notwendig, die schulische Infrastruktur sowie die pädagogischen Konzepte auch an diese digitalisierte Welt anzupassen.

Keine Zukunft ohne zukunftsfähige Schulen.

Dieser Anspruch ist noch lange nicht Realität. Das wissen wir alle.

Dennoch: Wir stehen nicht am Anfang. Wir arbeiten im Bund und im Land, im Kultusministerium, Parlament und den Fraktionen daran, die Digitalisierung weiter voran zu bringen.

Der DigitalPakt 1.0 und die über 470 Millionen Euro für den Bau und Ausbau von IT-Infrastruktur stellen die Weichen auf dem Weg zur Realisierung digitalisierter Schulen im wunderschönen Flächenland Niedersachsen.

Es geht darum, zukünftig auch die Option zu haben, auch asynchron zu arbeiten.  Sodass es kein Problem ist, wenn Kinder mal wegen Krankheit fehlen, Unwetter den Präsenzunterricht unmöglich macht oder sonst Schulstunden leider ausfallen müssten.  

- Anrede -

Diese Initiative war aus meiner Sicht überfällig, dass macht auch  der erfreuliche Andrang von Antragsteller:innen deutlich. Von gut 470 Mio. € ( 470.496.500)  sind nur noch 6,6 Millionen Euro verfügbar.

Das bedeutet: nahezu 99 Prozent der von Bund und Land zur Verfügung gestellten Mittel sind abgerufen worden und verplant. Das ist ein Erfolg, ein Erfolg für uns alle, ein Erfolg für Niedersachsen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und mich bei den Mitarbeiter:innen des Kultusministeriums bedanken. Denn sie haben sich bei jeder Kommune in Niedersachsen, die keinen Antrag gestellt hatte, persönlich, sodass jede Kommune die Möglichkeit hatte, Gelder abzurufen.

Dieses arbeitsintensive Vorgehen verdient großen Respekt und Wertschätzung. Denn: Regierungen können zwar Gelder zur Verfügung stellen aber nur durch die Inanspruchnahme können wir gemeinsam – Schulen, Kommunen, Land und Bund – die finanziellen Mittel auch zum Wohle der Kinder, Jugendlichen und des Schulpersonals nutzen.

Ich bin fest überzeugt, der  Digitalpakt 1.0 kann nur der Startschuss sein. Es soll und muss eine Fortsetzung der Förderung im Rahmen eines DigitalPakts 2.0 geben.

Eines DigitalPakts 2.0, der nicht einfach nur eine Verlängerung des DigitalPakts 1.0 ist, sondern Digitalisierung an Schulen ganzheitlich versteht.

Nicht nur als Notwendigkeit, sondern als Chance neue Bildungskonzepte zu entwickeln, sodass Lernen angepasst an unsere Kinder angepasst ist und der größtmögliche Lernerfolg erzielt wird.

Dazu gehört auch vielfältige Auswahl an Medien, um die einerseits die Aufmerksamkeit zu unterstützen und andererseits die Schüler:innen in ihrer Lebensrealität abzuholen. Das ist angesichts der gesicherten Finanzierung von Ganztages-Schulen aber auch Gymnasien, die zwar keine komplette Ganztagesbetreuung aber tagesweise eine ähnliche Länge anbieten, besonders wichtig.

Das heißt also: Neben Geld für Infrastruktur an Schulen müssen auch die padägogischen Fachkräfte geschult und für KI gestützte Hilfsmittel sensibilisiert werden.

Das zeigte und zeigt uns nicht nur die vielfache Verwendung künstlich-intelligenter Programme wie ChatGPT. Das stellt Lehrkräfte vor Fragen: Hat die Schülerin den Text wirklich selbst geschrieben? Wie umgehen mit diesen Programmen im Unterricht, da sie so oder so genutzt werden?

Kurzum: Mit einem DigitalPakt 2.0 soll die Bildungslandschaft umfassend für die Zukunft aufgestellt werden.

Klar ist hierbei aber auch: Wir als Niedersachsen, genau wie andere Bundesländer,  werden das nicht alleine schaffen.

Bund und Länder müssen hier zusammenstehen, um allen Schüler:innen dieselben Grundbedingungen/Rahmenbedingungen bieten zu können.

Außerdem ist uns bewusst, dass der Lehrkräftemangel nicht durch Digitalisierung gelöst wird.

Und ebenfalls wissen wir: Digitalisierung an Schulen ist kein einmaliges Projekt oder Selbstzweck, sondern eine dauerhafte bildungspolitische Aufgabe.

Eine bildungspolitische Aufgabe jedoch, die Einfluss auf so viel mehr haben kann. Im Rahmen einer digitalisierten Bildungslandschaft müssen wir uns auch mit Medienkompetenz und den Grenzen und Gefahren digitalisierter Instrumente beschäftigen.

Das anhaltende Misstrauen gegenüber öffentlich-rechtlichen Medien, der digitale Hass in Kommentarspalten, Postings, auf YouTube, TikTok und Co beunruhigen nicht nur mich. Die größere Gefahr dabei ist, dass Worte und die Interaktion mit anderen User:innen, die ebenso Hasskommentare verbreiten, in konkreten Taten enden kann.

- Anrede -

Konkret erleben wir das aktuell seit dem 7. Oktober. Infolge des Angriffs der Hamas auf Israel,  entbrannte eine Flut von kontrafaktischen, von Hass-erfüllten und irreführenden Social Media Beiträgen. Eine Flut, die bis heute anhält. Die Folge: vermeintliche Fakten werden von Jugendlichen konsumiert, was zu einer Immunisierung dieser Jugendlichen führen kann, und ein offensichtliches „Empathiedefizit“, wie es der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus nannte. Das stellt uns vor große Herausforderungen.

Die großen Fragen, die viele umtreiben: Wie können wir Antisemitismus und den kriegerischen Konflikt in Israel angemessen, faktenbasiert und pädagogisch ansprechend aufbereitet vermitteln?

Dass Schulbücher in der Vergangenheit dabei oftmals keine Hilfe waren, sondern selbst latent-anti-israelische Narrative verbreiteten ist eine weitere Aufgabe, der wir uns stellen.

Und: Woher wissen wir, ob wir es mit Antisemitismus zu tun haben und wie interveniere ich? Ein Hilfsmittel hierbei kann die wissenschaftlich grundierte Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance, kurz IHRA, sein.

Diese Arbeitsdefinition findet bereits in pädagogischer, sowie in vielen Bereichen Anwendung. Am Dienstag beschloss entschloss die Nds. Landesregierung, diese auch in Niedersachsen umfassend zur Anwendung zu bringen. Damit sollen u. a. Lehrkräfte einen Kompass erhalten, um Antisemitismus zu erkennen.

- Anrede -

Doch eine Arbeitsdefinition ist noch keine Lösung. Gemeinsam mit Lehrkräften müssen wir pädagogische Konzepte entwickeln, um antisemitischen und anderen menschenfeindlichen Welterklärungsmustern den Raum zu nehmen ohne, dass sich Schüler:innen bevormundet fühlen.

Denn: Schulen müssen – besonders in den Fällen von Ganztagsschulen, auch wenn es natürlich für alle anderen Schulformen ebenso gilt – ein Ort sein, an dem sich Kinder und Jugendliche wohl fühlen und ohne Angst verschieden sein können.

An dieser Stelle müssen wir auch über das Thema Mobbing sprechen. Auch hier ist Medienkompetenz wichtig. Denn in einer Zeit, in der es enorm einfach ist, KI zur Bilderstellung zu nutzen, können auch Bilder für Mobbing genutzt werden. Und durch Social Media kann die Verbreitung innerhalb eines Tages kaum zu kontrollierende Ausmaße annehmen.

Doch egal, wie oft und wie didaktisch gut aufbereitet Unterricht zu Medienkompetenz von Lehrkräften angeboten wird, letztendlich sind wir, sind Schulen auch auf Sie als Eltern, als Elternräte angewiesen.

Die Frage, wie Kinder mit ihren mobilen Endgeräten umgehen, ist auch eine, die im Elternhaus gestellt und von Ihnen mit ihren Kindern verhandelt werden muss. Schulen können das alleine nicht schaffen.

- Anrede -

Es gäbe noch viel mehr, über das ich hier reden könnte. Sei es über die Verknüpfungsmöglichkeiten, die die Digitalisierung parat hält, um innerhalb und auch über die eigenen Schulgrenzen hinweg arbeitsteiliger, individuell angepasster und auch die Stärken von Lehrkräften besser berücksichtigend zu kooperieren. Oder über die Fragen von Datenschutz oder dem Problem, dass Jugendliche und Kinder mit wenigen Klicks auf pornographische Inhalte zugreifen können.

Digitalisierung ist und bleibt ein Prozess, der Chancen für Pädagogik und Didaktik, für die Entwicklung Ihrer und unserer Kinder, für die Gesellschaft ermöglicht aber ebenso auch Probleme mit sich bringt oder bereits bestehende Herausforderungen nur noch komplizierter zu lösen. Was aber klar ist: Wir müssen mit ihr gehen, denn Digitalisierung passiert – ob wir wollen oder nicht.

Und deswegen: Lassen Sie uns gemeinsam über die Fallstricke und die Chancen der Digitalisierung der Schule sprechen und diskutieren.

Da sie die Fortschritte oder eben die Fallstricke hautnah durch die Erfahrungen Ihrer Kinder miterleben.

Danke,  fürs Zuhören und eine erfolgreiche Herbsttagung!

Zurück zum Pressearchiv