Vizepräsidentin Janssen-Kucz über die Rolle der Kunsthalle in der Vergangenheit und heute:Grußwort: Ausstellungseröffnung "Die Schönheit der Dinge" in der Kunsthalle Emden

Am 18. Mai hielt Landtagsvizepräsidentin Janssen-Kucz ein Grußwort in der Kunsthalle Emden. Neben ihr sprachen auch die Vorsitzende des Aufsichtsrates Eske Nannen und die Wissenschaftliche Direktorin Lisa Felicitas Mattheis. Janssen-Kucz thematisierte die Rolle der Kunsthalle in der Vergangenheit und heute.

© Wolfgang Mauersberger

Im Folgenden ist die Rede der Landtagsvizepräsidentin vom 18. Mai 2024 gehalten bei der Ausstellungseröffnung "Die Schönheit der Dinge" in der Kunsthalle Emden dokumentiert. Neben Frau Vizepräsidentin Janssen-Kucz sprachen die Vorsitzende des Aufsichtsrates Eske Nannen und die Wissenschaftliche Direktorin Lisa Felicitas Mattheis.

Es gilt das gesprochene Wort:

- Anrede -

Sehr geehrte Ehrenbürgerin und Aufsichtsratsvorsitzende Frau Nannen, liebe Eske,
Sehr geehrter Vorstand - Herr Michael Kühn und Frau Lisa Filicitas Matheis,
Sehr geehrtes Team der Kunsthalle,
Sehr geehrte Vereinsmitglieder „Freunde der Kunsthalle“,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kruthoff, lieber Tim,
Sehr geehrte Gäste!

 

Ich freue mich bei Ihnen in der Kunsthalle Emden, die Ausstellung „Die Schönheit der Dinge“, einen Streifzug durch die Stillleben Geschichte, eröffnen zu dürfen.

Erwarten Sie jetzt bitte nicht, dass ich als Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, als Sozialpädagogin, jetzt großartige kunsthistorische Ausführungen zur neuen Ausstellung machen werde. Das überlasse ich liebend gerne der Kunsthistorikerin und wissenschaftlichen Direktorin Frau Mattheis.

Ich liebe die Vielfalt der Kunst und bin immer wieder gerne in der Kunsthalle. Ich bin jedes Mal wieder begeistert, welche interessanten und inspirierenden Ausstellungen der Moderne und der Gegenwart hier in der Kunsthalle Emden zu sehen sind und welchen Denkstoff sie mitgeben.

Die Kunsthalle Emden hat sich seit ihrer Eröffnung am 3. Oktober 1986, in 38 Jahren, zu einem „kulturellen Leuchtturm“ in Emden, vor allem aber für die gesamte ostfriesischen Region und über die Grenze zu den Niederlanden hinaus,  entwickelt.

Sie ist ein touristischer und kulturpolitischer Leuchtturm und Magnet, dass zeigen die konstanten jährlich hohen Besucherzahlen mit 60. - 70.000 Gästen aus nah und fern.

Zugleich ist die Kunsthalle Emden aus meiner Sicht, eines der schönsten Museen Norddeutschlands, idyllisch an einer Gracht mitten im Stadtzentrum gelegen und mit eigenem Bootsanleger. Welches Museum hat ein solches Ambiente zu bieten.

Die Kunsthalle ist aber auch ein Motor für die Stadtentwicklung von Emden gewesen.

Die Seehafenstadt Emden hat sich in den letzten 40 Jahren, seit ich hier mein Fachabitur gemacht habe, sehr positiv entwickelt und entwickelt sich immer weiter.

Emden geht mit der Zeit, nimmt die Bürger*innen mit. Wer kennt nicht den alten Spruch: „wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen!“

Emden und die Kunsthalle gehen mit der Zeit. Sie steuern aktiv die Zukunft, sie gehen den gesellschaftlichen Wandel mit, sie passen sich dem Wandel der Zeit an. Sie alle halten quasi mit der Moderne Schritt und das ist richtig und wichtig für die Zukunft der Kunsthalle, der Seehafenstadt und der gesamten Region.

- Anrede -

Ich könnte heute Abend stundenlang von der Entwicklung der Kunsthalle Emden, von Henry und Eske Nannen sprechen. Das tue ich aber nicht.

Mich begleitet in meinem Leben eine Begegnung, Ende der 80er Jahren, mit Henry Nannen. Damals wollte meine 6-jährige Tochter Tine unbedingt noch mehr kreativ tätig werden, als es im Kindergarten angeboten wurde. So machten wir uns auf zur Kunstschule! Tine war sofort mittendrin und künstlerisch tätig und die Mama wartete vor der Tür.

Dann kam Henry Nannen, setze sich zu mir, erzählte begeistert, wie wichtig es ist, dass die Kleinen mehr über Kunst erfahren, ihre eigenen Talente entdecken, künstlerische Techniken lernen und vor allem, dass ihre natürliche Kreativität nicht durch Kita und Schule zugeschüttet wird, da sie sonst schwer wieder zu heben ist oder ganz verschütt geht.

Ich hörte einfach fasziniert zu. Dann war die Malschule der Kunsthalle zu Ende und meine Tochter kam raus, sah mich, sah Henry Nannen, kam auf uns zu und beide begangen ein Gespräch über die Schönheit von Farben und ich war komplett aussen vor, bzw. Wurde von beiden nicht mehr wahrgenommen.

Ich erzähle diese Begegnung immer wieder gerne, denn dort begegneten sich zwei Kunstseelen - jung und alt, denn dieses Beispiel macht deutlich: Kunst verbindet - Kunst und Kultur sind Brückenbauer!

Kunst und Kultur haben eine herausragende Bedeutung für uns alle. Sie spiegeln gesellschaftliche Debatten wider, sie bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart, mit der Wirklichkeit und sie weisen über das tägliche Geschehen hinaus.

In Zeiten, den denen die Demokratie und damit auch unsere Freiheit unter Druck sind, ist es um so wichtiger in den Dialog zu gehen, ihn zu ermöglichen und zu fördern. Immer da wo sich Menschen begegnen - unabhängig von Alter, Herkunft und Nationalität.

- Anrede -

Die Kunsthalle Emden ist deshalb auch ein Ort des Dialogs, der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen, die sich über die jeweiligen Ausstellungen und Veranstaltungen ergeben.

Die Kunsthalle ist auch ein Ort der Freiheit, macht Freiheit sichtbar. Gerade Kunst und viele Künstler*innen sind in unserer deutschen Geschichte immer wieder unter Druck geraten.

Ich denke an die unter den Nationalsozialisten verfemten Maler*innen Bildhauer*innen und Schriftsteller*innen, deren Bilder vernichtet, Kunstwerke zerstört und Bücher verbrannt wurden.

Unser Grundgesetz feiert am 23. Mai, also in ein paar Tagen, sein 75. jähriges Jubiläum. Und in unserem 75 Jahre alten Grundgesetz wurde im Artikel 5, Absatz 3, aufgenommen, der die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie die Kunstfreiheit schützt.

Mir wird gerade nach der Plenarwoche im niedersächsischen Landtag wieder deutlich, wie wichtig dieser Schutz für die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre, der Kunst ist, wenn sie in Debatten des Landtages wieder in Frage gestellt wird.

Es reicht nicht und das sollte uns allen bewusst sein, ein Grundgesetz zu haben, wir müssen unsere Grundgesetz leben und damit aktiv schützen.

Wir brauchen die Kunst, die Kunsthalle als Brückenbauerin , als Ort des Dialogs, als Ort der künstlerischen Freiheit. Die Kunsthalle Emden ist ein Ort wo Kunst und ihr Stellenwert für unsere Gesellschaft zugänglich, erlebbar und sichtbar gemacht werden.

- Anrede -

Und deshalb freue ich mich sehr, dass der Kraftakt gelungen ist, die große Herausforderung, die anstehenden notwendigen Sanierungsmaßnahmen und Bauvorhaben jetzt finanziell von Bundes- und endlich auch auf Landesebene abgesichert sind und es bald losgehen kann.

Ich bin dankbar, dass es Eske Nannen als Aufsichtsratsvorsitzende, als die Streiterin seit Jahrzehnten für die Kunsthalle Emden, gelungen ist die notwendigen 30 Mio. € nach Emden zu holen.

Am Ende hing die Förderzusage des Bundes noch an der Gegenfinanzierung von 3 % der Gesamtsumme in Höhe von 900.000 € durch das Land Niedersachsen. Im April konnte die rot-grüne Landesregierung, durch ihren Finanzminister Gerald Heere und dem Wissenschafts- und Kulturminister Falko Mohrs, der Staatsministerin Claudia Roth in Berlin mitteilen, dass die notwendige Landesfinanzierung, mit jeweils 300.000 € verteilt auf die Jahre 2025, 2026 und 2027 sichergestellt ist.

Damit ist die Zukunft für die Kunsthalle Emden als Leuchtturm der modernen Kunst in Norddeutschland, mit herausragender kulturpolitischer Bedeutung gesichert.

In diesem Sinne freue ich mich, heute mit Ihnen die Ausstellung „Die Schönheit der Dinge“, das Stille Fest des Stilllebens von über 100 Jahren, zu eröffnen und in den Austausch zu treten.

Kunst öffnet Herzen, die Kunsthalle in Emden ist unser Leuchtturm für künstlerische Freiheit und eine wehrhafte Demokratie!

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