Rede Meta Janssen-Kucz: Schaffung einer familienfreundlichen und wirtschaftsfördernden Ferienregelung

...

Anrede,
mit der aktuellen Ferienregelung wird es ein Chaos von bisher nicht gekannten Ausmaß geben! Das Szenario wurde hier schon ausreichend beschrieben. In den drei größten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beginnen Ende Juli innerhalb einer Woche die Sommerferien.
Die Ferienzeiten konzentrieren sich damit auf 72 Tage. Ab 2005 soll wieder alles besser werden. Die Ministerpräsidenten haben sich schon geeinigt, es fehlt nur noch die Kultusministerkonferenz. Doch diese Verhandlungen werden nicht einfach!
Den Kultusministern hat man immer wieder vorgeworfen, dass sie die touristischen und damit wirtschaftlichen Belange nicht ausreichend berücksichtigen. Jeder Ferientag, der wegfällt, bedeutet eine Million Übernachtungen weniger!
Durch die 1999 beschlossene Ferienregelung unter Ausschluss der drei großen Bundesländer fehlen dem Gastgewerbe fast 20 Tage, dass sind 20 Millionen Übernachtungen weniger. Unter wirtschaftspolitischen und touristischen Gesichtspunkten besteht dringender Handlungsbedarf.
Wir begrüßen, dass endlich wieder Bewegung in die Ferienregelung gekommen ist, denn schon jetzt spricht die Tourismusbranche in Niedersachsen von 10-20%igen Einbußen in diesem Jahr.
Die schwarz-gelbe Landesregierung macht es sich aber einfach, wenn sie weiterhin das Ausscheren von Bayern, Baden-Württemberg und NRW akzeptiert und sich vor einer klaren Positionierung drückt.
Liebe CDU – in der Opposition waren Sie da sehr viel konkreter und auch offensiver. Weshalb fordern Sie keine Neuregelung unter Beteiligung aller Bundesländer? Das Einstimmigkeitsprinzip der Kultusministerkonferenz ist doch eine Farce, wenn drei Bundesländer weiterhin ihre Extrawurst bekommen!
Die Frage ist doch, ob mit dem Zurück zum "guten alten" rollierenden System von 1972 alles wieder gut ist.
Ich sage: nichts ist gut!
Die Erde hat sich 30 Jahre weitergedreht. Diese Regelung entspricht nicht den veränderten Bedürfnissen von Kindern und ihren Familien! Wir wollen familien- und kinderfreundliche Ferienzeiten, unter pädagogischen und schulorganisatorischen Gesichtspunkten.
Das Ziel der Grünen in dieser Diskussion lautet: "Mehr Ferien für Kinder – gleichmäßiger verteilt!"
Das 30 Jahre alte rollierende System ist nicht mehr zeitgemäß und zukunftsorientiert und entspricht nicht den neueren pädagogischen Erkenntnissen und Anforderungen. Diese Regelung ist einfach überholt! Sie widerspricht der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und dem Urlaubs- und Freizeitverhalten von Familien mit Kindern. Und unter pädagogischen Aspekten ist die Neuorganisation von Schule und Ferienzeiten angesagt.
Jetzt heißt es nicht wegducken und weiter so! Jetzt müssen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden, das heißt es müssen neue Eckpunkte für eine zukunftsfähige Ferienregelung auf den Tisch. Sie müssen bundesweit mit allen Fachleuten und der Politik debattiert werden.
Die Eckpunkte sollten sein:
- Eine generelle Entzerrung der Ferientermine;
- Eine gleichmäßigere Verteilung der Abstände zwischen den einzelnen Ferienblöcken. Zu große Abstände sind im Interesse der Kinder (Lernleistung/Lernfreude) zu vermeiden;
- Die reine Zentrierung der Ferien auf die christlichen Feiertage (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) sollte überdacht werden. Wir würden viel mehr Spielraum erhalten, wenn es eine flexiblere Lösung geben würde. Die Feiertage könnten durch ergänzende einzelne Ferientage zu Kurzferien umgebaut werden;
- Neue Ferien im Herbst, Winter und Frühling sollten angedacht werden. Ziel ist eine gleichmäßigere Verteilung der Ferienzeiten auf das Schuljahr, um den veränderten und berechtigten Ansprüchen von Kindern und ihren Familien entgegenzukommen. Wir können nicht so tun, als ob die familien- und tourismuspolitische Entwicklung der letzten Jahre an uns vorbeigegangen ist.
Es ist an der Zeit die Neuregelung der Ferien offensiv anzupacken und nicht auszusitzen. Sonst sind die nächsten Konflikte vorprogrammiert.

Zurück zum Pressearchiv