Meta Janssen-Kucz: Rede zum chronischem Fatigue-Syndrom

Rede Top 28: Menschen mit chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) unterstützen (Antrag SPD/CDU-Fraktionen)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

schon einige Male haben wir uns im Sozial- und Gesundheitsausschuss seit dem vergangenen Jahr mit dem chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) beschäftigt. Es gab eine umfassende Unterrichtung seitens der Landesregierung und eine intensive Diskussion aller Fraktionen im Ausschuss.

Wir alle haben den Handlungsbedarf erkannt, aber auch die großen Klippen die noch erklommen oder umschifft werden müssen. Vor allem die Diagnostik bedeutet für die betroffenen Erkrankten bis heute ein Spießrutenlaufen.

Gerade in der Anhörung zu Long-Covid letzte Woche im Ausschuss haben wir sehr deutlich geschildert bekommen, wie viele Parallelen es zwischen beiden Erkrankungen gibt und das Corona Erkrankungen, auch nicht so schwere Verläufe ebenfalls zum Fatigue-Syndrom führen können.

Leider umfasst der Antrag nicht die Anerkennung der Krankheit und damit eine bessere medizinische Versorgung.

Bisher wird die Erkrankung als psychische Erkrankung eingestuft. Seit 1969 führt die WHO die Erkrankung als ME/CFS als schwere neuroimmunologische Multisystemerkrankung, die auch als „chronisches Fatigue-Syndrom CFS“ bezeichnet wird. Diese Begrifflichkeit lehnen viele Betroffene ab, denn wer erkrankt ist, ist nicht einfach nur müde. Zu den Symptomen gehört viel mehr: eine ausgeprägte Belastungsintoleranz, Muskelschmerzen, Schlafstörungen und kognitive Einschränkungen.

Auch ist die Krankheit bisher kaum erforscht. Unter den Eindruck der Long-Covid Erkrankungen findet jetzt endlich mehr Forschung statt, aber sie muss noch stärker und schneller intensiviert werden, auch hier in Niedersachsen.

Derzeit läuft ein Projekt mit Mitteln des Gemeinsamen Bundesausschusses in Höhe von 2,8 Mio. Euro. Das ist zu wenig um wirklich effiziente Forschung vorantreiben zu können.

Anrede

Deshalb ist es richtig, dass die Betroffenen in einer Petition die Aufnahme der Krankheit in den Paragrafen § 116 b, SGB V, fordern. Diese soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachleuten ermöglichen und höhere Forschungsinvestitionen aus staatlichen Mitteln ermöglichen.

Anrede

Aus meiner Sicht ist es aktuell wichtig, dass auf Grundlage des Kenntnisstandes die Überschneidungen bei Long-Covid und ME/CFS zur Kenntnis genommen werden. Bei der Einrichtung und Vergabe von Fördermitteln sollte geprüft werden, inwieweit mögliche Synergien und bestehende Expertise aus dem Bereich der ME/CFS Forschung in Deutschland zur effektiven Bekämpfung von Long-Covid besser genutzt werden können.

Dazu ein paar Zahlen: der jährliche volkswirtschaftliche Schaden in Deutschland durch die bisher geschätzten mehr als 250.000 an ME/CFS Erkrankten wird auf rund 7,4 Mrd. Euro geschätzt. Durch das vermehrte Auftreten von ME/CFS Erkrankungen in Folge von Covid-19 könnten diese Kosten deutlich steigen. Aktuell geht man bei Long-Covid von ca. 150.000 Betroffenen aus, die Zahl wird die hohe Infektionsquote aber weiter steigen.

Alleine diese nüchternen Zahlen machen den großen Handlungsbedarf deutlich und hinter all diesen Zahlen stehen Menschen, die erkrankt sind und die sich durchs ein Leben mit starken physischen, psychischen und finanziellen Einschränkungen kämpfen.

Ich hoffe, dass wir weiter gemeinsam für die Erkrankten und eine Verbesserung der Diagnostik, Beratung, Rehabilitation und eine bessere Lebensqualität in Niedersachsen kämpfen.

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