Meta Janssen-Kucz: Rede zu "Regionale Daseinsfürsorge und Zusammenhalt in den ländlichen Räumen stärken"
Top 24: Regionale Daseinsfürsorge und Zusammenhalt in den ländlichen Räumen stärken - Erfahrungen aus dem Modellprojekt „Regionale Versorgungszentren (RVZ)“ weiterentwickeln und landesweit ermöglichen (Antr. SPD/Grüne)
- Es gilt das gesprochene Wort -
Anrede,
als Mitglied der Enquetekommission in der 18. Wahlperiode zur „Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung in Niedersachsen – für eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung“ freue ich mich, dass wir heute diesen Entschließungsantrag beraten.
Die Kommission hat damals die Arbeitsgruppe „Regionale Gesundheitszentren für Niedersachsen“ eingerichtet. Das Ziel der Arbeitsgruppe war die Entwicklung eines eigenständigen, sektorenübergreifenden Versorgungsmodells, welches die spezifischen regionalen Gegebenheiten in Niedersachsen berücksichtigt und sich vor allem an den jeweiligen Voraussetzungen und Bedarfen „vor Ort“ ausrichtet.
Wir wollten Modellprojekte, also eine Modellphase installieren, um zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen zu klären. Und wir wollten Parallelstrukturen bei der Notfallversorgung vermeiden.
Wir haben immer klar definiert, dass es dabei einen engen Erfahrungsaustausch mit den Verantwortlichen des landesweiten Modellprojekts „Regionale Versorgungszentren“ des Nds. Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung geben muss.
Seit Beginn des Modellprojekts im Jahr 2020 sind fünf Regionale Versorgungszentren (RVZ) in kommunaler Trägerschaft auf den Weg gebracht worden. 2023 haben alle fünf RVZ ihren Betrieb aufgenommen und demnächst kommst das sechste RVZ. Die RVZ sind auch nach der Evaluierung und vor allem dem großen Zuspruch der Bürger*innen ein Erfolgsmodell für den ländlichen Raum.
Der Bedarf in ländlichen Regionen ist immens, denn wir stehen in der Verantwortung dort medizinische Versorgung und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Das Modell „Alles unter einem Dach“ ist das richtige Konzept für viele ländliche Gegenden und die dort lebenden Menschen – von der Arztpraxis über die Hebamme und Beratungsstellen bis hin zu Begegnungscafés und Räumen für Vereine, zum Beispiel Selbsthilfegruppen.
Kernanliegen ist und bleibt die medizinische Versorgung. In regionalen Versorgungszentren müssten Mediziner*innen nicht zwangsläufig eine eigene Praxis einrichten, Kommunen könnten sie auch in einem Angestelltenverhältnis beschäftigen oder zentral die Abrechnungen organisieren.
Nur so wird es zukünftig gelingen, mehr Ärzt*innen für eine Tätigkeit auf dem Lande zu gewinnen. Dazu kommt, dass wir Räume im Rahmen der Prävention und Prophylaxe schaffen, ebenso Räume für Austausch und Treffen von Bürger*innen.
Wir alle wissen, dass durch den demografischen Wandel, den Mangel an Ärzt*innen, ebenso wie durch den Wegfall wichtiger Dienstleistungen die Menschen in vielen ländlichen Gemeinden vor große Herausforderungen gestellt sind. Nicht alle haben ein Auto und der ÖPNV ist oftmals nur an den Schulbusverkehr gekoppelt. Deshalb dürfen wir auch die Mobilität und vor allem neue Mobilitätskonzepte nicht aus den Augen verlieren.
Für mich ist das Entscheidende am Konzept der RVZ, dass die Bürger*innen mitentscheiden, welche Angebote das Versorgungszentrum vorhält. Ziel ist es, ein Angebot für alle zu schaffen. Die Menschen vor Ort wissen am besten, was sie benötigen.
Wichtig ist es, keine Parallelstrukturen von “Regionalen Gesundheitszentren” und “Regionalen Versorgungszentren” entstehen zu lassen.
Wir müssen die vorhandenen Kapazitäten zukünftig stärker bündeln, denn Geld und Fachpersonal werden nicht mehr, sondern eher weniger. Ebenso müssen die Entwicklungen auf der Bundesebene berücksichtigt werden.
Deshalb ist es besonders wichtig, dass bei der Umsetzung der Förderung der RVZ ein enger Austausch zwischen dem Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung mit dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung stattfindet.
Mit zwei Ministerien am Start, die für die Verbesserung der medizinischen und Regionale Daseinsfürsorge arbeiten, schaffen wir es den Menschen in ländlichen Regionen ein gutes zukunftsfähiges Angebot zu machen.
In diesem Sinne, bitte ich den Antrag, auch vor dem einstimmigen Votum der Enquetekommission von 2021, gemeinsam zu beraten und am Ende zum Wohle der Bürger*innen im ländlichen Raum zu beschließen!